Ludwig Schwarz
*22.8.1925, Dolatz/Banat/Rumänien; + 3.7.1981, Bukarest/Rumänien
Am 22. August 1925 in der Banater Gemeinde Dolatz geboren, blieb Ludwig Schwarz die Biografie vieler seiner Landsleute nicht erspart. Kriegs- und Bărăganerfahrungen haben auch sein Leben geprägt. In den 1950ger Jahren erlernte er den Beruf eines Baufachmannes. Im Bauwesen allein verdiente er aber nicht sein tägliches Brot. In einer Schwarz-Retrospektive schreibt der Journalist Luzian Geier in der BANATER POST/München vom 20. September 1995 dazu: „Zum Studium wurde er nicht zugelassen, selbst als Hilfslehrer abgelehnt; als Baumeister arbeitete er über viele Jahre als unqualifizierter Land- und Gelegenheitsarbeiter, war Dorfmusikant und Gemeindeschreiber.“
Die kommunistischen Behörden in Rumänien haben den seit 1956 in Neupetsch/Peciu Nou beheimateten Ludwig Schwarz zeitlebens schikaniert. Eine Anstellung als Redakteur bei der Kronstädter KARPATENRUNDSCHAU durfte auch keine Dauerstelle werden.
Trotzdem debütierte Ludwig Schwarz 1958 mit dem Prosaband „Das Schlüsselbrett“. Es folgten die Bücher „Man bringt nicht viel mit aus Cherbourg“ (1969), „Lache is steierfrei“ (1972) sowie „Hier ist ein Weg“ (1978).
Ludwig Schwarz schrieb in Hochdeutsch und im Dialekt. Sein banatschwäbischer Dichtername war Michl Gradaus. Als einziger Roman in der deutschen Mundart des Banats ist sein auf vier Bände angelegter und zu zwei drittel erschienener „Kaule-Baschtl“ (Bd. 1 – 1977, Bd. 2 – 1978, Bd. 3 – 1981, nach seinem Tod) bekannt.
Auch als Theaterautor war Schwarz erfolgreich. Am Deutschen Staatstheater Temeswar wurden seine Stücke „Die Husarenkammer“ (1969) und „Matthias Thill“ (1977) aufgeführt.
„Mer macht sich halt Sorche“ (1968) und „Buwe, was han mer heit?“ (1969) wurden von Laiengruppen inszeniert.
Ludwig Schwarz gab 1979 die Mundartanthologie „Fechsung“ mit Gedichten von 23 Autorinnen und Autoren heraus. Als Baufachmann fand er im Vorwort dieser Blumenlese eine auf Komparatistik aufgebaute Erläuterung der Dialektdichtung: „Es ist wie bei der Überquerung eines Flusses, wobei die Hochsprache eine nach allen Regeln der (Bau-)Kunst, nach hundert verschiedenen möglichen Konstruktionsprinzipien und aus einem Dutzend und noch mehr möglichen Materialien erstellbare Brücke ist, die Mundart hingegen die Furt, das Vorhandene, aber noch nicht Aufgefundene.“
In seinen letzten Lebensjahren hat Schwarz auch literarische Werke von rumänischen und ungarischen Schriftstellern übersetzt.
Während einer Tagung des Rumänischen Schriftstellerverbandes in Bukarest erlag Ludwig Schwarz ganz unerwartet einem Herzleiden. Im VOLKSKALENDER ’82 der NEUEN BANATER ZEITUNG/Temeswar hieß es dazu: „Am 3. Juli 1981 verlor die Banater deutsche Literatur einen ihrer wichtigsten Vertreter.“
Den Leitartikel dieses Kalenders hat Ludwig Schwarz noch verfasst und ihn dem 25jährigen Bestehen der NBZ gewidmet. Der Text war eine seiner letzten journalistischen Arbeiten und auch darin hat er die Mundart nicht vergessen: „Auch eine Sondersparte (und ein Kapitel für sich) ist die Pipatsch; die unverändert und eben unvergänglich ‚blüht‘. Eine Zeitung in Mundart? [...] Auf dem Boden, auf dem das ‚sympathische Unkraut‘ (Pipatsch = Klatschmohn) wächst, ist vieles andere gewachsen, Autoren ebenso wie Genres, die man der Mundart lange Zeit gar nicht zuzubilligen bereit war: das Problem-Gedicht, das Anti-Heimatgedicht, die beißende, bittere Satire, die literarische Reportage, um nur einiges von dem zu nennen, was der banatschwäbischen Mundart zur literarischen Berechtigung erstens, und zweitens zu einem nunmehr unumstrittenen Platz im Banater Kulturgeschehen verholfen hat.“
Ludwig Schwarz war Mitglied des Schriftstellerverbandes der Sozialistischen Republik Rumänien und Preisträger der Temeswarer Schriftstellervereinigung (1978).